Schwanger und ready! Geteiltes Wissen rund ums Neugeborene

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Schwanger und ready – das wird Ihnen vieles erleichtern.

Sie haben sich erkundigt, Wissen getankt, sich mit Ihrer neuen Situation beschäftigt. Gerne schreibe ich über die verschiedenen Perspektiven und trage das Meine dazu bei. Aus professionellem Wissen plus praktischer Alltagserfahrung als Hebamme und Mutter – eben als MUTTERHEBAMME.

 

1 Gut zu wissen: Sofort reagieren, das Baby nicht weinen lassen

Das Baby hat während der Schwangerschaft eine rundum aufgehobene Situation erlebt: Es kannte keinen Hunger, keine Verdauungsbeschwerden, keine Schwerkraft, keine Kälte, keine Müdigkeit, keine Regulationsarbeit und keine Überforderung.

Das Neugeborene kommt aus einer voll angepassten Umgebung der Gebärmutter mit ausserordentlicher Servicequalität. Es befindet sich nach der Geburt unvermittelt und ohne Übergang in einer komplett neuen Situation, die dem Baby sehr grosse Eigenleistung abverlangt. Ich denke da an die Umstellung interner Vorgänge seines Körpers wie Wärmehaushalt, Nahrungsaufnahme, Verdauung, Ausscheidung, Schlafen/Wachsein, Körper- und Bewegungskontrolle. Oder an all die unbekannten Eindrücke, Geräusche, Gerüche, an die Erfahrung der Schwerkraft und seine völlige Hilflosigkeit und Abhängigkeit gegenüber seinen Bezugspersonen.

Ein neugeborenes Baby ist einerseits sehr gefordert mit dem Ausmass der Umstellung, andererseits sehr limitiert mit seinen zur Verfügung stehenden Skills. Es kann sich zwar äussern, aber es spricht eine Sprache, die Neu-Eltern noch nicht verstehen. Seine Kommunikation geht über Körpersignale und übers Weinen. Wenn ein neugeborenes Baby weint, dann ist sicher etwas los – es braucht Sie! Gehen sie zu Ihrem Baby, nehmen Sie es auf den Arm, sprechen Sie, erklären sie ihm die Welt!

Nehmen Sie Ihr Baby zu sich auf den Arm – auch wenn Sie mitten im Wickeln stecken, auch wenn die Socken noch nicht wieder dran sind. Ihr Baby erfährt dabei, dass Sie seine Bedürfnisse verstehen und seine Überforderung bemerken.

Das Baby lernt über Sie, wie es sich später selber beruhigen kann, wie es Trost findet, wie es einschlafen kann. Es lernt, indem Sie es vormachen und mitmachen. Manchmal gibt es nicht sofort eine Lösung, aber Sie sind da und geben Halt und begleiten das Weinen und Schreien. Ihr Baby braucht Sie am Anfang voll und ganz – sobald es selber kann, wird es Sie das wissen lassen.

 

2 Gut zu wissen: Das Baby will sie nicht ärgern oder ausnützen, nicht um den Finger wickeln und auch nicht tyrannisieren

Ein Baby versteht solche psychologischen Konzepte gar nicht. Wie sollte es auch? Es hat Bedürfnisse, die es mitbringt und die kann es nicht einfach abstellen. Auch wenn sie mit den Bedürfnissen von Erwachsenen kollidieren. Unsere erwachsenen Bedürfnisse sind nicht Baby-Bedürfnisse. Da kann das Baby nichts dafür und die Erwachsenen müssen sich in der ersten Zeit ans Baby anpassen, weil sie flexibler sind und über mehr Erfahrungen und Fähigkeiten verfügen als ihr neugeborenes Kind.

Das neugeborene Baby ist so ausgerüstet, dass es dafür sorgt, dass sich die Eltern und Bezugspersonen um seine Bedürfnisse sorgen. Das ist so vorgesehen, weil es nicht anders geht. Ein Baby muss von Erwachsenen beschützt, gepflegt, behütet, bemuttert, bevatert werden, sonst kann es nicht überleben. Ein Baby ist nicht hinterhältig und will sie zwingen, es zu verwöhnen, wenn es nach Körperkontakt ruft und Nähe braucht.

Es probiert sich anzupassen, es macht pausenlose Vernetzungsarbeit in seinem Hirn, auch während dem Schlafen und Träumen. Das Baby versucht, den ganz anderen Rhythmus zu verstehen, aber es braucht eine Weile, bis es auch körperlich überhaupt dazu in der Lage ist. Ein Neugeborenes braucht alle 2-3 Stunden eine Mahlzeit. Es schläft nicht lange am Stück. Es braucht eine Versorgung 24/7.

Ein Baby kann nicht verwöhnt und muss nicht erzogen werden. Wenn Sie die Bedürfnisse Ihres Babys feinfühlig beantworten, dann sind Sie voll auf Kurs.

 

3 Gut zu wissen: Körperkontakt und Nähe sind «must-have», nicht «nice-to-have»

Das neugeborene Baby verarbeitet zwangsläufig eine Flut von unbekannten Dingen, unverständlichen Erlebnissen und überwältigenden Eindrücken. Alles ist NEU.

Mit so vielen allerersten Erfahrungen konfrontiert, hilft es dem Baby, wenigstens zwischendurch etwas Bekanntes anzutreffen. Dazu gehört Körperkontakt, Nähe, Gehaltensein. Es spürt den Kontakt, hört den Herzschlag, fühlt den Atem, kennt die Bewegungen der Mutter. Wenn Sie präsent sind und das Baby stützen, halten, begrenzen, tragen, dann fühlt es sich erinnert an die Zeit im Bauch seiner Mutter und beruhigt sich. An Bewegung und Körpergeräusche ist es gewohnt, Stille und Alleinsein ist unbekannt.

Etwas zu kennen, sich orientieren zu können und daraus körperliche Sicherheit zu beziehen, beruhigt das neugeborene Baby. Ihr Kind merkt, ob es bei Ihnen am Körper oder neben Ihnen auf der Babymatratze liegt. Ihr Baby gibt immer den Menschen vor Dingen den Vorzug. Tagsüber oder in der Nacht – am Anfang unterscheidet das Baby keine Uhrzeiten und schläft ganz anders als Erwachsene.

Es ist für die Mutter eine grosse Anpassungsforderung – zusätzlich zu den körperlichen Umstellungsvorgängen. Wenn es für Sie zu viel wird, wechseln Sie sich ab mit dem Vater des Kindes, dem Partner, der Partnerin. Wenn Sie alleinstehend sind, fragen Sie vertraute Personen, die Sie unterstützen. Bei uns sind die gesellschaftlichen Strukturen der Kleinfamilie nicht günstig für die Betreuung eines kleinen Babys. Es bräuchte jeweils einen grösseren Kreis von Support für diese Präsenzzeit.

Es ist eine intensive Phase, die mit der nötigen organisatorischen Vorbereitung und Ihrem Verständnis der Grundbedürfnisse eines Babys für Sie eine unvergessliche, spezielle Zeit in Ihrem Leben sein wird.

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