Nach der Geburt ist nicht vor der Schwangerschaft. Der körperliche Zustand und das Körpergefühl sind immer noch nicht «wie früher», jeder Tag bringt neue Wahrnehmungen und Erfahrungen für die Mutter. Aber der Wunsch nach Bekanntem und Verlässlichem bleibt stark. Das ist ein Dilemma.
Deshalb bleiben im Wochenbett die Herausforderungen gross und die Bandbreite der Gefühle riesig: die besten Tage im Leben wechseln ab mit bleierner Müdigkeit oder langweiligem Alltag.
Die Landung im Wochenbett gelingt nicht immer sanft und wohlbehalten, denn das Terrain ist unbekannt und holprig. Mit geeigneter Vorbereitung lässt sich aber einiges abfedern und auffangen.
Inhalt
Wo anfangen? Tipp 1 Ruhe und Erholung
Nach der Geburt kommt also das Wochenbett und diese Phase heisst natürlich auch so wegen dem Bett. Ausruhen ist angesagt, Langsamkeit, „Planlosigkeit“. Ob im Bett (mit extraschöner Bettwäsche?), auf dem Sofa, im Sessel, auf dem Liegestuhl, in der Hängematte, drinnen oder draussen: staunen, spüren, dösen, wahrnehmen, happy sein, schlafen, tagträumen, müde sein… Einfach ja nicht pressieren: langsam ist das neue schnell.
Wie auftanken? Tipp 2 Für feines Essen und Trinken sorgen
Das Baby ist gut versorgt – das braucht die Mutter jetzt auch. Her mit ihren Lieblingsessen, einem saftigen Kuchen, einer kräftigen Suppe. Gerne auch einen duftenden Tee (vielleicht mit einem leichten Sandwich), oder einen weckenden Kaffee (am besten zusammen mit einem feinen Güetzi) servieren und natürlich immer ein Wasser zum Trinken nachfüllen. Mindestens 1x am Tag gekochtes Essen ist wichtig und es sollen mehr als drei Mahlzeiten pro Tag sein: Zmorge, Znüni, Zmittag, Zvieri, Znacht, Zeufi und Proviant von Mitternacht bis ins Morgengrauen sind sicher angesagt. Die Sorge um das leibliche Wohl der Mutter fördert das Wohlbefinden aller Familienmitglieder.
Woher Ressourcen nehmen? Tipp 3 Wunschliste für geschenkte Haushaltsstunden
Eine Wunschliste bringt vieles ins Rollen. Verschiedene Personen können ihre Stärken einbringen und zeigen sich von ihrer besten Seite. Wer überhaupt in die Umsetzung der Wunschliste einbezogen wird, bestimmt die Mutter im Voraus. Aus Erfahrung ist klar, wer für was angefragt werden kann, damit es klappt.
Im Haushalt werden so also Dinge erledigt, die sonst einfach warten müssten. Ein geputztes Bad, ein voller Kühlschrank, zusammengelegte Wäsche, ein Abwasch oder eine Runde mit dem Staubsauger können Wunder wirken. Die Stimmung steigt und die Anstrengung für die Babybegleitung 24/7 sieht machbar aus. Das Vorbeibringen von praktischen Gratins, kräftigen Eintöpfen, salzigen Kuchen, duftenden Züpfen und reichhaltiger Lasagne wird es erleichtern, trotz grosser Müdigkeit bei Kräften zu bleiben. Vielleicht kommt ein schöner Blumenstrauss dazu, ein pflegendes Duschgel, eine Schultermassage oder eine liebe Umarmung.
Und das Beste dabei? es bringt auf beiden Seiten Freude und Genugtuung. Unaufgeräumte Zeiten und fehlende Unterstützung wird es später noch genug geben.
Was unterstützt das Muttersein? Tipp 4 „mothering the mother“
Damit eine Mutter ihr neugeborenes Baby bemuttern kann, braucht sie Unterstützung. Informationen und Regeln und Vorgaben und Verbote reichen nicht aus. Es geht nicht um Leistung oder Kontrolle, nicht um richtig oder falsch. Die Mutter schenkt ihrem Baby viel Energie, Aufmerksamkeit, Zeit. Sie gibt viel von sich und ihren Ressourcen. Früher oder später wird Nachschub nötig werden. Also die Mutter bemuttern, damit sie ihr Kind bemuttern kann – das ist hier das Credo. Wer kann das? Die eigene Mutter, eine liebe Schwiegermutter, Schwester, Freundin? Mit und ohne Worte, mit kleinen Gesten, passenden Handlungen, ruhiger Ausstrahlung und mütterlichen Fähigkeiten die Mutter mit Aufmerksamkeit, Energie, Liebe und Halt auffüllen. Damit es für sie einfach ist, ihre Aufmerksamkeit, Energie, Liebe und Halt dem Baby weiterzugeben.
Was verbessert das Bauchgefühl? Tipp 5 natürlich wieder auf den Bauch liegen
Am Schluss der Schwangerschaft hatte das Baby die Organe im Bauch der Mutter arg bedrängt – aus Platzproblemen war jeder Winkel ausgefüllt, jede Ecke überstellt. Nach dem Auszug bleibt nun ein eigenartiges Gefühl der Leere: es hat fast zu viel Platz! Die Bauchdecke ist überdehnt, das Zwerchfell hochgestellt, die Gebärmutter leer. Erstmals wieder auf den Bauch liegen wird in Erinnerung bleiben. Der Druck auf den Bauch unterstützt die Gebärmutter in der Rückbildung, gleichzeitig werden dadurch Magen, Leber und Darm an ihre ursprüngliche Position erinnert.
Ganz am Anfang braucht es also ein paar freie Minuten pro Tag, ein bisschen Mut und ein gutes Kissen unterhalb der Brüste, damit nicht diese gedrückt werden.
Alles Gute und happy landing!
Und weil es nach der Landung doch einige Zeit braucht: hier weitere Information und Orientierung