Schon lange wollte ich es tun – es gab viele Gründe, es immer wieder zu verschieben. Heute ist es aber ganz konkret und mit einem Schlag Wirklichkeit geworden: ich schreibe!
Auch wenn noch nicht alles klar ist, spüre ich, dass ich es tun muss und dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.
Vieles liegt mir auf der Zunge, anderes auf dem Magen oder am Herzen. Jetzt können diese Themen raus, diese Anteile von mir, die ich solange verborgen hatte und deren Druck ich unter dem Deckel hielt. Es ist dieser Moment, wenn eine zukünftige Mutter nicht noch länger schwanger sein kann, weil es nun zuviel wird und so nicht weiter geht; es ist diese Phase der Geburt, wenn es nur noch einen Ausweg gibt. Und es kommt mir auch ein bisschen vor wie damals, als mein Kind zum ersten mal selbständig auf seinen zwei Beinen ins Zimmer gekommen ist.
Was hat alles gewartet und will gesehen, beschrieben, verbloggt, erklärt, verteilt, verstanden und weitergegeben werden? ich werde schreiben über die Hebammenarbeit im ganzen Betreuungsbogen, über die Physiologie von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, über Frauengesundheit und die Behandlung von Frauen im Gesundheitswesen. Über die Bemutterung der Mütter, über gesellschaftliche Normen und Rollenbilder. Über systematische Benachteiligung von Müttern, über strukturelle Gewalt. Und über ganz Alltägliches wie ein weinendes Baby, schlaflose Nächte, kollidierende Bedürfnisse, Verzweiflung und Erschöpfung, riesige körperliche Umstellungen und noch nie dagewesene Gefühle, Empfindungen und Wahrnehmungen.
Ich werde schreiben als Hebamme zu Mutter, als Mutter zu Hebamme. Und ich werde schreiben als Mutter zu Mutter und als Hebamme zu Hebamme. Ich glaube, genau hier sind meine Stärken: ich kann Menschen verbinden, Zusammenhänge zeigen, verborgenes sichtbar machen, warten und Geduld haben, im richtigen Moment reagieren und den Erfolgsmoment derjenigen Person zeigen, die ihn sich erarbeitet hat. Empowerment ist mein Sport und inneres Bedürfnis, Vertrauen haben und geben kann ich.
Mein Alter ist mein Vorteil – ich weiss, was ich sehe und was ich sehe, verstehe ich und kann es einordnen. Deshalb muss ich auch von patriarchalen Strukturen und hierarchischer Geburtshilfe schreiben. Von machtvoller Medizin und kapitalistischem Gesundheitssystem. Von bezahlter und unbezahlter Arbeit, von feministischer Mutterschaft und männlichen Privilegien. Und nicht zuletzt auch von der Vielfalt und der Individualität der Mütter.
Die MutterHebamme geht in die Welt hinaus!